Schreib deinen Roman. Jetzt! – 6 Tipps zur Schreiborganisation

von Ralf Raabe

Du träumst schon lange davon, deinen eigenen Roman zu schreiben, aber du weißt nicht, wo und wie du anfangen sollst? Das leere Blatt starrt dich an und die Worte scheinen sich im Nichts zu verlieren. Ich verspreche dir: Mit der richtigen Organisation und ein paar bewährten Tipps kann der Traum vom eigenen Buch Wirklichkeit werden. In diesem Blogbeitrag möchte ich dir 6 konkrete Schritte vorstellen, die dir helfen, dich besser zu organisieren und endlich mit dem Schreiben deines Meisterwerks zu beginnen. Legen wir los!

  1. Kläre deinen inneren Antrieb
  2. Bestimme deine Schreibzeiten
  3. Finde und gestalte deinen Schreibort
  4. Definiere kleine Schreibziele
  5. Dokumentiere deinen Fortschritt
  6. Lass das Schreiben zur Gewohnheit werden

Bevor wir zu den einzelnen Tipps kommen, möchte ich betonen, dass jeder Schreibprozess so einzigartig ist wie der Autor selbst. Mit einer strukturierten Herangehensweise kann es dir jedoch gelingen, deine Ideen konsequent zu Papier zu bringen und dich Schritt für Schritt deinem Ziel zu nähern. Beginnen wir also gleich mit dem ersten Schritt:

 

  1. Kläre deinen inneren Antrieb

Es gibt einen Grund, warum du deine Geschichte schreiben willst, vielleicht sogar mehrere. Der innere Antrieb, einen Roman zu schreiben, ist oft in der eigenen Lebensgeschichte zu finden: Begegnungen mit besonderen Menschen, einschneidende Erlebnisse, durchlittener Schmerz oder besondere Glücksmomente treiben uns an, unsere Empfindungen zu einer emotional bewegenden und spannend zu lesenden Geschichte zu verdichten.

Als ich mit den Vorarbeiten zu meinem ersten Jugendroman begann, war meine Motivation nicht, einen Fantasy-Roman zu schreiben. Ich wollte die Geschichte eines Jungen erzählen, der nicht nur mit dem Erwachsenwerden zu kämpfen hat, sondern auch den Tod seines Vaters verarbeiten muss. Das ist ja eine Aufgabe, der sich jeder Mensch früher oder später stellen muss. Aber die Geschichte hatte mit einem Schmerz zu tun, den ich selbst in meiner Jugend erlebt habe.

Vielleicht spielt ein erlebter Schmerz oder ein außergewöhnliches Glückserlebnis für deine Motivation gar keine Rolle. Vielleicht willst du auch nur eine spannende oder lustige Geschichte erzählen und deine Leser unterhalten.

Was auch immer es ist, mach es dir bewusst. Dann schreibe es auf und klebe es gut sichtbar an deinen Arbeitsplatz. Es wird dein Kompass für die nächsten Monate sein. Es wird immer wieder Phasen geben, in denen du glaubst, die Orientierung verloren zu haben. Ein Blick auf deine ursprüngliche Motivation wird dir helfen, dein Schiff wieder auf Kurs zu bringen.

Übung: Formuliere in wenigen Sätzen, was dich motiviert, deine Geschichte zu schreiben und teile es uns in den Kommentaren mit.

  1. Bestimme deine Schreibzeiten

Springst du bei Tagesanbruch munter aus dem Bett und hast deine produktivsten Phasen, wenn andere noch in den Federn liegen? Oder hast du drei Wecker auf dem Nachttisch, damit du überhaupt wach wirst, weil du gerne bis Mitternacht arbeitest? Im ersten Fall bist du eine Lerche, im zweiten eine Eule. Mit diesen Metaphern beschreiben Wissenschaftler die verschiedenen Schlaf- oder Chronotypen.

Zum einen sollte man natürlich wissen, zu welcher Tageszeit man am produktivsten arbeitet. Zum anderen geht es natürlich auch darum, deine tägliche Schreibzeit in deinen Alltag mit seinen beruflichen und familiären Verpflichtungen einzupassen. Gerade wenn man Familie hat, kann das eine echte Herausforderung sein. Letztlich geht es darum, bildlich gesprochen, einen Zaum um diese Zeit des Tages zu ziehen. Mach deinen Mitmenschen klar, wie wichtig dieses Projekt für dich ist und dass du diese Zeit einfach brauchst. Für deine eigenen Bedürfnisse einzustehen, macht dich nicht zu einem weniger liebenswerten Menschen.

Wie lange kannst du konzentriert schreiben, ohne müde zu werden? Probiere es aus und sammle deine Erfahrungen. Für mich hat es sich bewährt, spätestens alle 90 Minuten eine kurze Pause zu machen, ein paar Minuten zu meditieren und mich dann mit einem frischen Kaffee wieder an den Schreibtisch zu setzen. Ich rate dir übrigens, mit dem Schreiben aufzuhören, bevor du müde wirst. Sonst besteht die Gefahr, dass du unbewusst Schreiben mit Müdigkeit gleichsetzt. Hör also rechtzeitig auf.

Übung: Was ist deine ideale Schreibzeit? Hast du schon andere Zeiten ausprobiert? Wie hat deine Umgebung reagiert? Wie lange kannst du schreiben, ohne müde zu werden? Wie gestaltest du deine Pausen?

Teile uns deine Erfahrungen in den Kommentaren mit.

  1. Finde und gestalte deinen Schreibort

Virginia Woolf schrieb ihren Essay „Ein Zimmer für sich allein“ zu einer Zeit, als Frauen zunehmend selbstbewusst als Schriftstellerinnen an die Öffentlichkeit traten. Neben einer gewissen materiellen Sicherheit nennt sie – der Titel des Essays deutet es an – als wichtigste Voraussetzung für die schriftstellerische Arbeit ein eigenes Zimmer.

Ob man den Luxus eines eigenen Zimmers wirklich braucht, muss man für sich selbst entscheiden. Meinen ersten Roman habe ich größtenteils morgens zwischen fünf Uhr dreißig und sieben Uhr dreißig in einer menschenleeren Cafeteria der Universität geschrieben.

Inzwischen habe ich tatsächlich ein eigenes Zimmer, das ich aber auch gerne mal fluchtartig verlasse, wenn ich mit einer Szene nicht weiterkomme. Dann setze ich mich am liebsten mit dem Laptop in ein Café einer Bäckereikette und schreibe, bis der Knoten platzt. Ich schreibe auch gerne in Bibliotheken, weil die Stille und die Arbeitsatmosphäre mein Schreiben beflügeln. Und auch in meinem Arbeitszimmer wechsle ich je nach Lust und Laune zwischen Schreibtisch und Sofa.

Vielleicht hast du bereits deinen Arbeitsplatz gefunden. Vielleicht wechselst du aber auch wie ich gern die Orte. Probiere es aus!

Übung: Was ist das Besondere an deinem Schreibort oder deinen Schreiborten? Was inspiriert dich hier?

Teile uns deine Erfahrungen in den Kommentaren mit.

  1. Definiere kleine Schreibziele

Ein klar definiertes Ziel lenkt deine Aufmerksamkeit und fokussiert dein Handeln. Mache dir vor Beginn jeder Schreibphase klar, was du am Ende erreicht haben willst. Oft ist es besser, ein großes Schreibziel in mehrere kleine zu unterteilen. Schreibe sie auf!

Hast du schon einmal erlebt, dass sich Kinder mit der Aufforderung „Räum bitte dein Zimmer auf“ überfordert fühlen? Der Grund liegt auf der Hand: Der gewünschte Zustand („aufgeräumtes Zimmer“) ist viel zu vage formuliert. Schlimmer noch: Das Kind hat keine Vorstellung davon, welche konkreten Handlungen zu diesem Zustand führen. Besser also: „Leg bitte das Spielzeug in die Kiste, die Kuscheltiere aufs Bett und die Brettspiele ins Regal“.

Ganz ehrlich, mir geht es nicht anders, wenn ich meine Schreibziele nicht klar definiert habe. Ohne klare Schreibziele könnte ich einen ganzen wertvollen Arbeitstag damit verbringen, zu prokrastinieren. Gerade wenn du täglich nur wenig Zeit hast, deine drei Seiten zu schreiben, hilft dir das Formulieren deiner Schreibziele, Klarheit über die zu erledigenden Aufgaben zu gewinnen.

Idealerweise beendest du jede Schreibphase, indem du dir Ziele und Aufgaben für die nächste Schreibphase überlegst und aufschreibst. Das erleichtert dir nicht nur den Einstieg in die nächste Schreibphase, sondern hat noch einen weiteren wichtigen Effekt: Sobald du dein Schreibziel für den nächsten Tag aufgeschrieben hast, arbeitet es bereits in deinem Unterbewusstsein, das nun fleißig Ideen für dich produzieren wird.

Übung: Welche Erfahrungen hast du mit dem Formulieren von Schreibzielen gemacht? Was funktioniert bei dir? Wo brauchst du noch mehr Unterstützung?

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  1. Dokumentiere deinen Fortschritt

Wer Kinder hat, weiß, wie befriedigend es ist, wenn sie durch die eigene Fürsorge und Erziehung zu liebenswerten und verantwortungsbewussten Menschen heranwachsen. Manche Eltern dokumentieren die charakterliche Entwicklung ihrer Kinder in einem Tagebuch. Andere markieren das körperliche Wachstum ihrer Kinder mit Bleistift am Türrahmen.

Beides verbinden wir mit einem befriedigenden Gefühl. Das gilt auch für Roman-Baby. Ich empfehle dir, den Fortschritt deines Projekts zu dokumentieren.

Ich trage Datum, Tätigkeit und Anzahl der geschriebenen Wörter in eine einfache Excel-Tabelle ein. Die Tabelle addiert für mich und berechnet den Projektfortschritt auf der Grundlage meines Ziels, einen Rohentwurf von 60 000 Wörtern zu schreiben.

In den kommenden Monaten wird es immer wieder Phasen geben, in denen du das Gefühl hast, auf der Stelle zu treten und nicht voranzukommen. Ein Blick auf deine Tabelle wird dich eines Besseren belehren.

Übung: Probiere es aus. Teile deine Erfahrungen als Kommentar!

 

  1. Lass das Schreiben zur Gewohnheit werden

Sobald du deinen festen Schreibort und die für dich ideale Schreibzeit gefunden hast, wird dir das Schreiben immer leichter fallen. Was dir am Anfang vielleicht noch Mühe bereitet hat, wird dir nach einigen Wochen oder sogar Tagen zur Gewohnheit werden.

Viele Autoren schaffen sich Rituale, die sie in die richtige Stimmung versetzen. Bei Friedrich Schiller waren es die berühmten faulen Äpfel in der Schublade, die ihn zum Schreiben brachten. Bei mir ist es eine ganz bestimmte Playlist mit Ambient- und Chill-Out-Musik. Bei anderen ist es vielleicht eine brennende Kerze oder ein bestimmtes Kleidungsstück. Habe keine Angst, solche kleinen Schrullen zu entwickeln, sondern nutze sie, um in den Schreibfluss zu kommen.

Übung: Welches sind deine Gewohnheiten, um in den Schreibfluss zu kommen?

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Fazit: Mach den ersten Schritt, fang einfach an zu schreiben und denk immer daran: Jeder große Roman beginnt mit dem Mut, das erste Wort zu schreiben – dein literarisches Abenteuer wartet auf dich!