Einige Kreativitätstechniken, die dich beflügeln werden

Einige Kreativitätstechniken, die dich beflügeln werden

von Ralf Raabe

Kreativitätstechniken gibt es viele. Ich möchte hier zunächst drei Techniken vorstellen bzw. in Erinnerung rufen, falls du sie bereits kennst. Ich habe diese drei Methoden ausgewählt, weil sie sich in meiner Arbeit mit Schreibgruppen und auch in meinen eigenen Projekten am besten bewährt haben.

  1. Clustering

Clustering ist eine Methode zur Ideenfindung im kreativen Schreibprozess. Sie wurde von der amerikanischen Kunstpädagogin Gariele L. Rico entwickelt. Dazu nimmst du ein Blatt Papier und legst es quer vor dich hin. In die Mitte schreibst du den zentralen Begriff oder Satz und ziehst einen Kreis darum.

Ausgehend vom Kern notierst du nun deine Assoziationen. Jede neue Assoziation wird ebenfalls eingekreist und mit der vorherigen durch eine Linie verbunden. Wenn du das Gefühl hast, am Ende einer Kette angelangt zu sein, kannst du entweder zum zentralen Begriff oder zu einem beliebigen Assoziationsbegriff zurückkehren und von dort aus neue Assoziationsketten erstellen. Nicht zu verwechseln mit einer Mindmap, die sich eher durch geplante und hierarchische Strukturen auszeichnet. Beim Clustering geht es wie beim anschließenden Brainwriting darum, möglichst schnell und ungefiltert Ideen zu notieren.

  1. Automatisches Schreiben („Brainwriting“)

Viele Menschen glauben, dass man eine Idee braucht, um mit dem Schreiben zu beginnen. In Wirklichkeit entstehen die meisten Ideen während des Schreibens. Ideen sind das Ergebnis, nicht die Voraussetzung des Schreibens.

Wie beim Clustering geht es auch beim automatischen Schreiben um die Geschwindigkeit der Ideenproduktion. Dein kreatives Ich arbeitet viel schneller als dein kritischer Verstand, der dazu neigt, dein kreatives Ich zu lähmen und zu bremsen. Je schneller du also schreibst, desto leichter kannst du deinen kritischen Verstand austricksen.

Das automatische Schreiben kann als ergebnisoffene Aufwärmübung oder als Methode zur Selbstklärung vor jeder Schreibphase eingesetzt werden („Wie geht es mir heute?“). Du kannst es aber auch unter ein Thema stellen („Warum komme ich mit dieser Szene nicht weiter?“).

Es ist wichtig, den Schreibfluss nicht zu unterbrechen. Wenn du nicht weißt, was du schreiben sollst, schreibe genau das auf, immer und immer wieder, bis ein neuer Gedanke am Horizont deines Bewusstseins auftaucht.

Du solltest lernen, schneller zu schreiben als zu denken. So gibst du dem kritischen Verstand keine Chance, den kreativen Prozess in seiner wunderbarsten und verletzlichsten Phase zu stören. Erinnere dich daran, was ich dir über Perfektionismus gesagt habe. Bringe dein Ego und deinen kritischen Verstand zum Schweigen, indem du schnell schreibst.

Oft wird empfohlen, diese Übung nicht am Laptop, sondern handschriftlich durchzuführen. Viele Autorinnen sind mit der Tastatur einfach schneller als mit dem Stift. Probiere aus, was für dich am besten funktioniert.

  1. Kartenkombinationen

Kreativität bedeutet auch, Dinge miteinander in Beziehung zu setzen, die vorher nicht miteinander in Beziehung standen. Diese Verbindung kann zufällig entstehen: Eine Dose mit Curry-Pulver fällt in einen Topf mit Ketchup und man entdeckt die Currysoße. Diese Neukombinationen kannst du aber auch systematisch erzeugen.

Nimm dir ein paar Karteikarten und schreibe auf die erste den Namen deines Helden, auf zwei oder drei weitere die Namen der Nebenfiguren, auf weitere zwei oder drei Karten die Orte der Handlung, Gegenstände, Themen und so weiter.

Mische die Karten, decke die erste Karte auf und lege sie neben den Stapel. Dann ziehst du die zweite Karte und überlegst dir einige Minuten lang, was diese beiden Begriffe in deiner Geschichte miteinander zu tun haben oder haben könnten.

Wenn der Gedankenfluss versiegt ist, decke die zweite Karte auf und führe ein paar Minuten lang ein Brainwriting zur gleichen Frage durch. Wiederhole dies, bis alle Karten deines Kartendecks an der Reihe waren. Dann lege die erste Karte weg und wiederhole die Übung mit dem restlichen Kartendeck.

Du wirst überrascht sein, wie viele unglaublich gute Ideen du auf diese Weise für deinen Roman herbringen wirst..

Hinweis: Die Anzahl der Kombinationen wird mit zunehmender Anzahl an Karten schnell sehr groß:

https://www.rechner.club/kombinatorik/anzahl-kombinationen-ungeordnet-ohne-wiederholung-berechnen

https://www.rechner.club/kombinatorik/anzahl-kombinationen-ungeordnet-ohne-wiederholung-berechnen

Es ist wichtig, so viele Ideen wie möglich zu generieren. Denke daran, dass 90 Prozent aller Ideen Mist sind. Springe also nicht auf die erstbeste, sondern lasse alles so lange wie nötig loser. Mit der Zeit wird sich alles von selbst zusammenfügen.